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Methodik

Beobachtungsstudie

Aktionsforschung – Sozialforschung nach Lewin

Aktionsforschung ist eine Methode zur Gewinnung von praxis- und handlungsorientiertem Wissen in der empirischen Forschung. Diese verbindet die Forschung und das Handeln, indem du als Wissenschaftler gemeinsam mit den Untersuchten in einem aktiven Prozess Fragestellungen untersuchst oder Probleme löst. Dabei wechseln sich die Phasen der Beobachtung (Datenerhebung) und der Reflexion ab.

Forschungsprozess der Aktionsforschung generiert konkrete Handlungsschritte zur Lösung von Problemen oder zur Erweiterung des Verständnisses.

Auf diese Weise können vertiefte Erkenntnisse in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Bereichen, z.B. der Bildwissenschaft und der Sozialen Arbeit, gewonnen werden.

In diesem 1a-Studi Artikel lernst du wichtigsten Aspekte der Aktionsforschung, die Anwendung in Bachelor- und Masterarbeiten anhand eines konkreten Beispiels, den Ansatz nach Lewin sowie die Methoden der Aktionsforschung.

 
Anwendung und Ziele

Aktionsforschung Bachelorarbeit & Masterarbeit

Unter Aktionsforschung wird ein breites Feld von Forschungsansätzen verstanden. Wissenschaftler und Beforschte gemeinsam arbeiten gemeinsam an der Lösung des Forschungsproblems bzw. an der Beantwortung der Fragestellung.

Dabei sind die Grenze zwischen Forschung und Alltagshandeln durch die gemeinsame Arbeit fließend. Forscher und Untersuchter entscheiden, im Gegensatz zu herkömmlichen empirischen Forschungsansätzen, zusammen über die Forschungsziele und genutzten Methoden.

Anwendungsfelder Aktionsforschung

Die Aktionsforschung wird häufig zur Untersuchung sozialer Probleme und praktischer Interventionen verwendet. Diese eignet sich besonders für die Erforschung informeller Regeln und Normen in sozialen Gruppen oder alltäglichen Beziehungsmustern.

Die Aktionsforschung unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von traditionellen empirischen Methoden:

1. Verschiebung oder Erweiterung der Position des Wissenschaftlers

Nimmt der Forscher sonst die Rolle eines außenstehenden Beobachters ein, so wird er in der Aktionsforschung aktiv. Er gestaltet durch sein subjektives Verhalten den Forschungsprozess mit.

Das klassische Verhältnis zwischen Forscher und Forschungsgegenstand verschiebt sich, indem beide zu gleichberechtigten Kooperationspartnern werden.

Die Aktionsforschung hat somit einen starken Praxisbezug, da Forscher und Untersuchte oft reale soziale oder gesellschaftliche Probleme lösen.

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2. Reflexive Kommunikation und Handeln

Der Forschungsprozess gestaltet sich als gemeinsamer Lernprozess, der durch den kommunikativen Austausch zwischen Forscher und Beforschten gesteuert wird. Dieser verbindet somit Ansätze des Erfahrungslernen (action Learning) mit einer wissenschaftlichen Perspektive (action research).

Dieser Austausch ermöglicht die ständige kritische Reflexion des Handelns und gegebenenfalls Anpassung des Forschungsprozesses.

Zentral ist die Veränderung im Handeln im Forschungsfeld. Aktionsforschung versteht sich dabei als zyklischer Forschungsprozess, der die Forschungsfrage aus der Reflexion der Ausgangssituation ableitet.

Ziel der Reflexion ist die Veränderung der Ausgangssituation durch den Einsatz einer Forschungsmethode, die wiederum reflektiert wird und so einen nächsten Forschungszyklus auslösen kann.

Ziele der Aktionsforschung

Die Ziele der Aktionsforschung variieren je nach Forschungskontext:

Lösung eines Problems

Die Atkionsforschung kann der Problemlösung dienen, indem diese Forscher und Betroffene anleitet, konkrete Alltagsprobleme zu identifizieren und in einem Forschungsprozess Lösungen zu entwickeln.

Verbesserung der Qualität

Diese Art der Forschung kann die Qualität von Prozessen verbessern, indem diese Informationen über die Wirksamkeit von Veränderungsmaßnahmen in Bezug auf ein praktisches Phänomen liefert.

Reflexion und Lernen

Weiter leitet Aktionsforschung Praktiker wie Lehrer oder Sozialarbeiter an, ihre Arbeit zu reflektieren und zu verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei die kontinuierliche Reflexion des beruflichen Handelns.

Aufgrund des praxisorientierten Ansatzes und der engen Beziehung zwischen Forscher und Betroffenen wird der Aktionsforschung teilweise mangelnde Wissenschaftlichkeit vorgeworfen.

Der Vorwurf:
Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Ideologie würden verschwimmen, sobald der Forscher das Handeln der Beforschten aus politischen oder moralischen Gründen beeinflusse.

Beispiel

Aktionsforschung Beispiel

Die Aktionsforschung besteht aus 5 Schritten. Das folgende Beispiel soll dir verdeutlichen, wie diese aufeinander aufbauen und einen Kreislauf bilden:

#1 Ziel: Schreibkompetenz von Schülern zu verbessern

Im Rahmen einer Bachelorarbeit, die sich mit der Entwicklung einer Methode zur Förderung der Schreibkompetenz von Grundschulkindern beschäftigt, bietet die Aktionsforschung einen wertvollen Ansatz. Dieser Ansatz ermöglicht es, praxisnahe und kontextspezifische Erkenntnisse zu gewinnen, um die Schreibkompetenz von Schülern effektiver zu fördern.

#2 Aufbau der Forschung: Forschungsprozess planen

Der Forschungsprozess beginnt mit der Identifizierung des Problems: der unzureichenden Vermittlung von Schreibkompetenz bei Grundschülern.

Der nächste Schritt der Aktionsforschung besteht aus Planung des Vorgehens, bei dem nach Lehrmethoden zur Lösung des Problems geforscht wird. Dies kann in enger Zusammenarbeit mit einer Lehrkraft geschehen. Gemeinsam werden Unterrichtsmethoden wie Schreibübungen oder kreatives Schreiben entwickelt, die gezielt auf die Verbesserung der Schreibkompetenz der Schüler abzielen.

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#3 Umsetzung: Methodisches Forschen

In der Implementierungsphase setzt die Lehrkraft die entwickelten Methoden im Unterricht ein und sammelt systematisch Daten über den Lernfortschritt der Schüler. Sie beobachtet ihr Lernverhalten, holt Feedback ein und regt die Schüler zur Selbstreflexion an.

#4 Auswertung: Ergebnisse interpretieren

Die gewonnenen Informationen ermöglichen eine kritische Bewertung des Methodeneinsatzes: Stellt sich heraus, dass die Schreibübungen nur begrenzt erfolgreich waren, können Anpassungen im Lernprozess vorgenommen werden, um die Effektivität zu erhöhen.

#5 Anpassung: Reflexion und Methodenanpassung sowie Wiederholung von Schritt 2

Dieser Prozess des Planens, Handelns und Reflektierens kann fortwährend durchlaufen werden, um die entwickelte Methode kontinuierlich zu verbessern und den Schülern die bestmögliche Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Schreibkompetenz zu bieten.

Nach Lewin

Aktionsforschung nach Lewin

Als Pionier der Aktionsforschung gilt der Psychologe Kurt Lewin. Mit seinen bis Mitte des 20. Jahrhunderts veröffentlichten Arbeiten prägte er den Begriff der anwendungsorientierten Forschung.

Grundlegend dafür ist seine Kritik an empirischen Arbeiten, die lediglich den Ist-Zustand sozialer Praxis erfassen, Veränderungspotenziale diagnostizieren, aber nicht umsetzen. Daraus leitet sich seine Konzeption der Aktionsforschung ab, die auf direktes Handeln und Problemlösen im Forschungsprozess ausgerichtet ist.

Die Forschung wird von Lewin als Sozialtechnik beschrieben, die die Wirkungen unterschiedlicher sozialer Handlungen reflektiert und adaptiert. Diese hat folgende Merkmale:

  • ist praxisorientiert
  • entwickelt in ihrem Prozess neue Handlungsformen

Dabei geht sie prozesshaft vor, wobei die einzelnen Schritte spiralförmig ineinandergreifen, wie bereits im vorigen Artikel beschrieben.

Zentrale Prinzipien des Lewin'schen Ansatzes sind:

Interdisziplinarität

Die Forschung bedient sich unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, um ein umfassendes Verständnis des Untersuchungsgegenstandes zu erarbeiten.

Situationsbezogenheit

Die Forschung orientiert sich stark an der jeweiligen Situation und entwickelt Lösungen oftmals kontextspezifisch.

Kooperation

Die gemeinsame Arbeit von Forscher und Beforschten, um Lösungen zu entwickeln.

Die teilnehmende Beobachtung des Forschers während des Forschungsprozesses

Der Forscher nimmt aktiv an der Untersuchungssituation teil, um ein tiefes Verständnis für diese zu erlangen.

die Veränderung des Ist-Zustandes durch alle Beteiligten.

Aktionsforschung zielt laut Lewin darauf ab, Veränderungen in der tatsächlichen Wirklichkeit zu erreichen.

Ziel der Aktionsforschung nach Lewin

Lewin will mit diesem Forschungsansatz die Beteiligten zur Emanzipation und Demokratisierung anregen. Dies geschieht durch die Befähigung von Gruppen, in einem kommunikativ-reflexiven Prozess Projekte zu realisieren. In dem wissenschaftlichen Zugang zu Gruppenphänomenen liegt der Unterschied zwischen Lewins und des Eingangs formulierten Definition von Aktionsforschung.

Kriterium Aktionsforschung (Allgemein) Aktionsforschung nach Lewin
Ziel Problemlösung durch Forschung und Intervention Sozialer Wandel durch Zyklen der Planung, Handlung und Reflexion
Methodik Varianzreich; anwendbar in verschiedenen Feldern Spiralmodell aus Diagnose, Planung, Handlung und Evaluierung
Teilnehmer Forscher, Praktiker und manchmal die Studienpopulation Forscher und die betroffene Gemeinschaft
Forschungsfokus Kann sowohl quantitativ als auch qualitativ sein Häufig qualitativ
Datensammlung Interviews, Beobachtungen, Fragebögen usw. Beobachtungen, Interviews, partizipative Methoden
Reflexivität Oft vorhanden, aber nicht immer zentral Zentral; wiederholte Reflexionszyklen
Zeitrahmen Kann variieren Oft langfristig durch mehrere Zyklen
Anwendungsbereiche Bildung, Gesundheitswesen, Sozialwissenschaften usw. Sozialwissenschaften, Psychologie, Organisationsentwicklung
Methodik und Ziele

Aktionsforschung Methoden

Die Aktionsforschung beinhaltet den systematischen Prozess der Selbstvergewisserung über das eigene Handeln sowie die Entwicklung und Überprüfung von Handlungsalternativen.

Um wissenschaftlichen Standards zu genügen, sollte Aktionsforschung die folgenden Merkmale aufweisen:

  • Theorie und Praxis verbinden
  • die erhobenen Daten kritisch reflektieren
  • Ergebnisse offen und nachvollziehbar darstellen

Des Weiteren sollte die Aktionsforschung die subjektiven Konzepte der Forschenden, wie beispielsweise Erwartungen oder Vorurteile, im Forschungsprozess kritisch berücksichtigen. Dazu gehört auch die Berücksichtigung von Beobachtungen, die nicht den Erwartungen entsprechen (Confirmation Bias).

Gütekriterien der Aktionsforschung

Zur Sicherstellung der Wissenschaftlichkeit solltest du ferner die Gütekriterien der Aktionsforschung in deiner Abschlussarbeit berücksichtigen. Unterschieden wird zwischen:

  • erkenntnistheoretischen
  • pragmatischen und
  • ethischen Kriterien

1) Erkenntnistheoretischen Gütekriterien

Die Hauptgütekriterien sind:

  • Objektivität,
  • Reliabilität und
  • Validität

Diese sind auch für die Aktionsforschung wichtig. Übereinstimmung wird hier zum Zeichen von Güte. Beachte aber, dass nicht alle Prüfvorgänge der akademischen Forschung in der Aktionsforschung angewendet werden können.

Du kannst Abweichungen erkennen:

  • indem du Perspektiven von außenstehenden Personen oder durch andere Forschungsmethoden einbeziehst (z. B. Triangulation)
  • indem du die Studienergebnisse mit ähnlichen Situationen berücksichtigst

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2) Pragmatische Kriterien

Pragmatische Gütekriterien verlangen, dass Aktionsforschung in der Praxis umsetzbar und überprüfbar ist. Dies bedeutet, dass der Forschungsprozess in der realen Praxis durchgeführt werden kann und dass Aufwand und Ertrag des Prozesses in einem angemessenen Verhältnis stehen.

3) Ethische Gütekriterien

Ethischen Gütekriterien basieren auf der Überzeugung, dass Veränderungen nur in Zusammenarbeit mit betroffenen Personen und nie gegen ihren Willen erfolgen dürfen. Hierzu zählt, dass

  • die betroffene Person über die Untersuchung informiert sein sollte,
  • ihre Daten vertraulich behandelt werden und
  • die Forschung durch die Betroffenen kontrolliert werden soll.

Anwendung der Methodik Aktionsforschung

Aktionsforschung spielt eine entscheidende Rolle in der Lehrerausbildung und im Lehrerberuf, da diese eine grundlegende forschende Haltung erfordert. Die Lehrkraft nutzt die Aktionsforschung als kontinuierliches Werkzeug, um seinen Unterricht zu optimieren.

Dabei reflektiert sie ständig ihre Praxis und bemüht sich, diese unter Einbeziehung seines pädagogischen, theoretischen und didaktischen Wissens weiterzuentwickeln.

Prozessunterstützende Methoden:

  • Beobachtungen
  • Gespräche
  • Lernstandserhebungen

Die gewonnenen Informationen bieten wertvolle Einblicke in den Lernfortschritt der Schüler, den Erfolg von Lehrmethoden und die Dynamik der Lerngruppe.

Mehrwert für Lehrer und Studenten durch die Aktionsforschung

Lehrer erforschen ihren Unterricht durch den Ansatz der Aktionsforschung.

  • Untersuchung und Verständnis der eigenen Unterrichtspraxis
  • Kritische Reflexion und Optimierung von Lehrmethoden
  • Erweiterung der Kompetenzen im systematischen Analysieren von Lehr- und Lernprozessen
  • Generierung individueller Impulse für die Unterrichtspraxis.
  • Kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung innerhalb des Lehrberufs

Vorteile für den Schulunterricht durch gezielte Aktionsforschung

Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich eine Reihe von Vorteilen der Aktionsforschung für den Schulunterricht:

1) Aktionsforschung regt Lehrkräfte zur Selbstreflexion des eigenen Handelns an.

Dieses Wissen kann dazu genutzt werden, um

  • die Bedürfnisse der Schüler besser zu verstehen,
  • den Unterricht an veränderte Anforderungen anzupassen oder
  • das eigene pädagogische Handeln zu reflektieren.

2) Die Methodik fördert die Professionalisierung von Lehrkräften, indem sie die Entwicklung von effektiven Lehrmethoden begleitet. Lehrer werden dazu angeregt, neue Lehransätze zu erforschen und in den Unterricht einzubauen.

3) Aktionsforschung regt den fachlichen Austausch zwischen Lehrkräften an.

Insgesamt fördert die Aktionsforschung im Lehrberuf die Praxis des lebenslangen Lernens und die Verbesserung der eigenen Berufspraxis. Richtig eingesetzt, hilft sie den Lehrern, ihren Unterricht zu erforschen und kontinuierlich an die Bedürfnisse der Schüler anzupassen und so effektive Lernprozesse anzuregen.

Häufige Fragen & Antworten

Du hast noch weitere Fragen zum Thema Methodik in wissenschaftlichen Arbeiten, die du nicht in diesem Artikel beantwortet bekommen hast? Dann recherchiere weiter in der 1a-Studi Akademie.

Aktionsforschung ist ein forschungsbasiertes Vorgehen, das darauf abzielt, reale Probleme in verschiedenen Kontexten wie Bildung, Gesundheitswesen oder Organisationen zu lösen. Im Fokus steht die enge Zusammenarbeit zwischen Forscher und untersuchte Gruppe. Durch iterative Zyklen von Planung, Durchführung, Beobachtung und Reflexion werden Probleme identifiziert, Lösungsstrategien entwickelt und evaluiert. Das Ziel ist die Generierung von Wissen sowie die Umsetzung praxisrelevanter Verbesserungen anhand der Erkenntnisse.
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